Unterwegs

Kapitel 1 – Herzliche Gastlichkeit

{Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung} Das Literatur-Café „Kapitel 1“ in St. Arnual verbindet das Stöbern nach einem guten Buch mit dem entspannten Genuss eines guten Kaffees oder Tees. Auch Kulinarisches kommt hier nicht zu kurz, und Kinder sind ausdrücklich willkommen.

Der klassische Karamell-Keks war gestern. Im Café „Kapitel 1“ bekommt man nämlich zu jedem Heißgetränk ein ganz kleines Stück Butterkuchen dazu. „Für uns hat diese winzige Aufmerksamkeit für unsere Gäste etwas mit Wertschätzung zu tun“, erklärt Kim Schönfeldt, die Partnerin des Inhabers. Und das Butterküchlein hat es wirklich in sich. Es ist nicht der klassische Butterkuchen, wie ihn ein jeder Saarbrücker kennt – sondern vielmehr eine Mischung aus Mürbeteig und Blondie, der hellen Version eines Brownies. Man hat es im Mund und möchte am liebsten direkt mehr davon. Der Inhaber des Cafés, Thomas Adebahr, rät allerdings dazu, nicht mehr als diesen kleinen Würfel zu essen: „Da sind nämlich ziemlich viel Butter, ein bisschen Zucker, ganz wenig Mehl und nur zwei Eier drin – für ein ganzes Blech.“

Rückblick: Meine Freude war ziemlich groß, als ich Ende vergangenen Jahres bemerkte, dass der schöne Saarbrücker Stadtteil St. Arnual endlich ein Café bekommt. Das hat mir in meinem Elternzeitjahr wirklich sehr gefehlt. In meiner Vorstellung sah das erste Jahr mit Baby nämlich so aus, dass ich das Haus einfach mit dem Kinderwagen verlasse, um es mir in einem Café gemütlich zu machen. Da haben das „Kapitel 1“ und meine Elternzeit sich leider knapp verpasst. Anfang November 2024 öffnete die Buchhandlung „Zeitlos“ mit integriertem Literaturcafé „Kapitel 1“ ihre Pforten.

Kim Schönfeldt (32) und Thomas Adebahr (36) betreiben das „Kapitel 1“

Die Buchhandlung gab es tatsächlich schon unter der Leitung von Thomas Adebahr seit Sommer 2023 – zuvor allerdings in den alten Räumlichkeiten, nur etwa 400 Meter vom jetzigen Standort entfernt. Diese übernahm er von seinem Vorgänger, den er vor mehr als zwei Jahren in einer Klinik kennengelernt hatte. Adebahr stammt aus dem Rheinland und stieß eher zufällig auf diese Möglichkeit. Noch während des Klinik­aufenthalts bot ihm sein Vorgänger die Übernahme der Buchhandlung an. Zweimal war der jetzige Inhaber danach im Saarland, um sich ein genaues Bild zu machen. Danach wurde die Buchhandlung am alten Standort etwas umgestaltet, und auch diese hatte bereits einen kleinen Cafébereich. Es gab einige bequeme Sessel und eine Kaffeemaschine zur Selbstbedienung. Die Partnerin des Inhabers ist gelernte Restaurantfachfrau und musste sich immer wieder etwas zurückhalten, die Kunden nicht in der sogenannten Ruhelounge zu bedienen. Denn hier lag der Fokus komplett auf der Buchhandlung.
Leider gab es am alten Standort immer mehr bauliche Mängel, sodass der 36-jährige Inhaber sich gezwungen sah, sich nach neuen Räumlichkeiten umzusehen. „Diese Mängel waren mit der Zeit nicht nur unangenehm, sondern auch geschäftsschädigend“, erklärt Adebahr. So hielt er Ausschau und stieß auf den aktuellen Laden. Dieser stand komplett leer und wirkte riesig. Thomas Adebahr und Kim Schönfeldt waren sich sicher, den perfekten Ort für die Buchhandlung gefunden und noch genügend Platz zu haben, um sich den Traum eines kleinen Literaturcafés zu verwirklichen. Der Raum musste zunächst komplett neu konzipiert und renoviert werden, denn die Voraussetzungen für eine Gastronomie mussten erst einmal geschaffen werden. Innerhalb von nur drei Monaten entstanden eine kleine Küche und Platz für die Theke. Das Café bietet nun 32 Sitzplätze und hat mittlerweile sogar einige Plätze draußen, sodass man auch bei schönem Wetter die Zeit im „Kapitel 1“ genießen kann.

„Der Gast soll bei uns das Gefühl haben: Hier wurde auf mich gewartet“, erklärt Kim Schönfeldt. Und dieses Gefühl vermittelt das Paar tatsächlich sehr gut. Vor allem bin ich sicher, dass sich auf der kleinen, aber feinen Karte für jeden etwas findet. Ob Kaffee- oder Teeliebhaber: Hier wurde an jeden Gast gedacht. Auch an diejenigen, die das „Kapitel 1“ als Ort nutzen möchten, um mit einem Aperol- oder Limoncello-Spritz anzustoßen. Besonders schön finde ich, dass auch die kleinen Gäste nicht vergessen wurden – etwas, das ich seit fast zwei Jahren sehr zu schätzen weiß. Die Karte bietet nämlich eine Extra-Seite nur für Kinder. „Zaubertrank“, „Märchen-Milch“ oder „Funkel-Elixier“ zaubern den jüngsten Gästen ein besonders strahlendes Lächeln ins Gesicht. Was sich genau hinter den Namen verbirgt, kann man der Karte entnehmen. Aber schon bei Formulierungen wie „Wasser mit einem Hauch von Himbeerzauber“ merkt man, dass hier viel Liebe und Kreativität eingeflossen sind. Wirklich gelungen!

Zwischen Buchhandlung und Café lädt die große Spieleecke zum Toben und Tüfteln ein

Gut ausgestattete Spielecke für Kinder

Ein weiterer Aspekt, warum sich ein Ausflug mit Kindern zu „Kapitel 1“ lohnt: Dort gibt es eine gut ausgestattete Spielecke, die dazu einlädt, ausgiebig Zeit darin zu verbringen. So haben auch die Eltern mal die Chance hat, den Kaffee warm und in Ruhe zu genießen.

Apropos Genießen! Meine Begleitung und ich sind natürlich nicht nur zum Quatschen dort, sondern auch zum Probieren. Weil wir uns beim Interview ausgiebig Zeit gelassen haben, ist es bei unserem Besuch leider schon ein bisschen zu spät für eine der leckeren Kaffee-Spezialitäten. Diese werden übrigens mit den Bohnen von Black Hen, einer Kaffee-Rösterei in Saarbrücken, zubereitet. Für mich ein klarer Pluspunkt. Die verwenden wir auch zu Hause ausschließlich. Dennoch haben wir genügend Auswahl, um uns durch die Karte zu probieren.

Der griechische Bergtee wird mit einem kleinen Butterküchlein serviert. Alle Tees kommen von
TeeStricker in Saarbrücken und kosten pro Tasse 3,50 Euro

Besonders fasziniert mich der griechische Bergtee, von dem ich optisch – offen gestanden – zunächst nicht so viel erwarte. Aber er belehrt mich eines Besseren. Er wird, wie alle Heißgetränke, auf einer kleinen Holzplatte serviert. Auf dieser steht ein Glas heißes Wasser, und der Tee kommt nicht etwa im Beutel, sondern als ganzer Zweig mit Blüten, der neben dem Glas liegt. Ich versichere mich nach dem Servieren noch mal bei Thomas Adebahr, ob das wirklich mein Kräutertee ist und wie ich ihn „zubereiten“ soll. „Du kannst den Zweig einfach ins heiße Wasser tauchen und ziehen lassen“, erklärt er mir. Ich bin gespannt, denn ich trinke sehr gerne Kräutertee. Dieser, auch bekannt als Eisenkraut, haut mich wirklich um mit seiner leichten Zitrusnote.
Ein weiterer Tee, den ich so nicht kenne, ist eine echte Augenweide und sorgt für ein angenehm wohliges Gefühl im Mund und am Gaumen – der Butterfly Pea Kokos-Lavendel. Serviert wird er mit einem Stück Zitrone. Der heiße Tee kommt zuerst in einem beruhigenden Blau daher. Sobald man aber etwas Zitronensaft dazu gibt, färbt sich der Tee pink. Hier gibt es also kleine kulinarische Abenteuer für Groß und Klein – das bleibt im Gedächtnis!

Pink Latte wird mit Rote Bete Pulver angerührt und kann wahlweise auch mit Hafermilch zubereitet werden

Neben Matcha Latte und Goldener Milch findet man auf der Karte auch einen Lavendel-Latte. Dieser ist auf der Karte als „Empfehlung“ gekennzeichnet. „Unser Lavendel-Latte wird mit hausgemachtem Sirup zubereitet und garniert mit Agavendicksaft und Lavendelblüten“, erklärt der Inhaber. Er legt uns ebenso eine Neuheit auf der Karte des „Kapitel 1“ ans Herz – den Pink Latte. Dieser wird mit Rote-Bete-Pulver, das zuvor in Wasser aufgelöst wird, damit es sich besser mit der Milch verbindet, zubereitet. Dazu kommen etwas Vanille und ein Hauch Zimt. Meinen Geschmack trifft dieser Latte zwar nicht ganz, aber ich bin auch nicht der größte Rote-Bete-Fan. Doch ich bin mir sicher: Liebhaber dieser rot-violetten Rübe kommen hier voll auf ihre Kosten. Als Randnotiz: Alle Heißgetränke, die mit Milch zubereitet werden, können auch mit Hafermilch bestellt werden – ohne Aufpreis. Eines ist somit sicher: Durstig muss niemand das Literaturcafé verlassen.

Immer vegane Option bei Kuchenauswahl

Aber auch hungrig muss kein Gast nach Hause gehen. Für all diejenigen, die es lieber herzhaft mögen, gibt es Quiche im Angebot. Entweder den zeitlosen Klassiker Quiche Lorraine oder Gemüse-Quiche. Beides wird vom „Café Ottilie“ in Riegelsberg bezogen. Wer zu seinem Kaffee gerne ein Stück Kuchen genießt, ist im „Kapitel 1“ aber ebenfalls goldrichtig. Die Kuchen kommen seit Neuestem von „Adolph’s Brotladen“ in Völklingen. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass immer auch vegane Optionen dabei sind. Ein Stück Kuchen gibt es für 3,80 Euro und ein Stück Torte für 4,40 Euro. Dazu hat man natürlich immer die Option auf eine Portion Sahne. Und wer keine Zeit hat, vor Ort gemütlich zu essen, kann sich selbstverständlich auch einfach ein Stück Kuchen oder Torte mitnehmen – zum Beispiel, wenn man eigentlich kommt, um nach Büchern zu stöbern beziehungsweise diese zu kaufen.

Seit Anfang Juni wird im Café aus wirtschaftlichen Gründen übrigens auf Selbstbedienung umgestellt. Das bedeutet: Die Gäste bestellen künftig direkt an der Theke und bekommen dort ihre Getränke und Speisen serviert. Auch wenn dies ein Einschnitt in den gewohnten Service bedeutet, sollen das Flair des Cafés und die persönliche Atmosphäre dabei nicht verloren gehen.
Ich jedenfalls kann das „Kapitel 1“ nur wärmstens empfehlen, denn man fühlt sich hier einfach wohl und willkommen – vor allem mit Kind. Dort finden zudem jeden Samstag kostenlose Kinderlesungen statt. Aber auch wenn man mal einen Termin im Ärztehaus gegenüber hat, kann man die Wartezeit dort super überbrücken. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass mit dem Literaturcafé „Kapitel 1“ eine weitere tolle Gastronomie im Herzen meines Lieblingsstadtteils
St. Arnual beheimatet ist.

Kapitel 1 Literaturcafé / Buchhandlung Zeitlos
Saargemünder Straße 62a
66119 Saarbrücken
Telefon 0681-9850191
info@buchhandlung-zeitlos.de
www.buchhandlung-zeitlos.de
Öffnungszeiten:
Di. bis Sa. 10 bis 18 Uhr, Mo. Ruhetag
Veranstaltungen:
Einschließen und Genießen am Sa., 28. Juni, von 17 bis 20 Uhr
Spieleabend am Di., 17. Juni, von 17 bis 20 Uhr
Kinderlesungen jeden Samstag von 10.30 bis 11 Uhr

Die Printversion gibts in FORUM-Ausgabe 24/2025 – und auf der FORUM-Website.